Schon als Kind las Käthi Immoos alles, was ihr in die Hände kam. Im Dorf ihrer Kindheit gab es früher allerdings keine Bibliothek, und Bücher nur an Weihnachten und an Geburtstagen. «Stattdessen habe ich viel in Zeitungen und Magazinen gelesen.» Lesestoff aller Art sollte sie ihr ganzes Leben begleiten, bis heute. 1982 zog Käthi Immoos vom Kanton Bern in die Ostschweiz und wurde auf die Ludothek in Oberuzwil aufmerksam, wo sie sich ehrenamtlich engagierte und schliesslich 15 Jahre lang mitarbeitete. Als 1998 die Firma Bühler ihre kleine Privatbibliothek auflöste, übernahm die Gemeinde den Bestand und machte daraus eine öffentliche Bibliothek. Käthi Immoos, die zu diesem Zeitpunkt schon Kundin der Bibliothek war, übernahm die Leitung. Die Bibliothek wuchs und florierte unter ihrer Leitung, bis Käthi Immoos nach 15 Jahren die Nachfolge an Jolanda Erismann übergab.
Im Wandel der Zeit
Während der vielen Jahre in Ludotheken und Bibliotheken hat Käthi Immoos viele Veränderungen erlebt. «Vor 25 Jahren arbeiteten wir noch mit Kärtchen-Systemen und ohne Computer-Programme», erinnert sie sich. Viele Bibliothekarinnen arbeiteten damals ehrenamtlich und mussten ständig ums Geld kämpfen. Heute sind Bibliotheken viel besser aufgestellt und haben eine grosse Professionalisierung erfahren. Die Digitalisierung und die Einführung von «Dibiost» haben dazu beigetragen, dass die Bibliotheken in der Ostschweiz enger zusammenarbeiten und Synergien nutzen können.
Ein Ort zum Verweilen
Auch nach ihrer Pensionierung nutzt Käthi Immoos die Gemeindebibliothek Uzwil regelmässig. Sie könnte jeden Tag gehen, meint sie. «Bibliotheken sind meine Heimat.» Sie besucht auch die Bibliothek Hauptpost in St. Gallen gerne, deren grossen Bestand und Auswahl an Hörbüchern sie sehr schätzt. Und würde am liebsten den ganzen Tag dort verweilen. Allerdings hat sie den Eindruck, dass sie dann die Studierenden stört. «Die Bibliothek Hauptpost ist spürbar zu klein». Der aktuelle Standort sei keine langfristige Lösung. Sie wünscht sich einen Ort, an den man ungezwungen verweilen könnte. Die Neue Bibliothek St.Gallen würde für Käthi Immoos genau diesen Wunsch erfüllen. «Das wäre für Kanton, Stadt und Land ein Meilenstein», sagt sie. Sie versteht die Bibliothek als einen lebendigen Ort, wo man sich zurückziehen, aber auch an Aktivitäten teilnehmen kann – ein Treffpunkt und Lernort für alle.
Eine Bibliothek mit Strahlkraft
Wenn sie in eine andere Stadt gehe, besucht Käthi Immoos immer eine Bibliothek vor Ort. «Die sind uns im Ausland manchmal etwas voraus», sagt sie. Die Frage ist nur: wie lange noch? Käthi Immoos ist überzeugt, dass die Neue Bibliothek St.Gallen ein Publikumsmagnet sein kann, für die Bevölkerung, aber auch für Touristen.
Buchtipp
Käthi Immoos empfiehlt die beiden Romäne «Als Grossmutter im Regen tanzte» und «Und Grossvater atmete mit den Wellen» der norwegischen Autorin Trude Teige, beide bei der Stadt- und Kantonsbibliothek St. Gallen sowie bei der Bibliothek Uzwil zur Ausleihe bereit.