Die Projektleiterin der Frauenspur Gossau hat es sich zum Ziel gemacht, Geschichten von Gossauerinnen aus dem 20. Jahrhundert sichtbar zu machen. Brigitte Hollenstein, die Ur-Gossauerin und gelernte Kauffrau, war die Gründungspräsidentin des Frauennetz Gossau, das Wirtschaftsfrauen und politische Frauen ab 2001 vernetzte und weiterbildete. «Das war ein notwendiger Schritt, denn es fehlte eine Lobby für Frauen, die wir damit schufen und die es auch heute noch braucht», erklärt Brigitte Hollenstein. Sie war in Gossau stets in der Öffentlichkeit aktiv, gründete nach zahlreichen Weiterbildungen schliesslich auch ihre eigene Firma, wobei sie sich auf Bildungs- und Frauenprojekte spezialisierte.
Frauenspur Gossau
Heute, mit bald 70 Jahren, ist Brigitte Hollenstein Mutter von vier Kindern und Grossmutter von zehn Enkelkindern. Noch immer ist sie engagiert, was sie als Projektleiterin der Frauenspur Gossau deutlich macht. Die Motivation, Frauen aus Gossau und deren Geschichten aus dem 20. Jahrhundert sichtbar zu machen, fand sie in ihrer eigenen Vergangenheit: «Mit den Jahren kamen bei mir immer mehr Fragen zu meiner eigenen Herkunft auf. Woher kommen wir? Was hat uns geprägt? Und was hat unsere Mütter geprägt?» Diesen Fragen wollte Brigitte Hollenstein auf den Grund gehen, und so startete sie 2019 mit über 40 Spurensucherinnen die Recherche. Ihr Weg führte sie in die Vadiana.
Recherche in der Vadiana
Die Spurensucherinnen begannen bei den Nachrufen, die früher für jede verstorbene Person in der Zeitung erschienen. Wagen für Wagen arbeiteten sie die Zeitungen im Rara-Lesezimmer in der Vadiana durch und hielten die Spuren der Gossauerinnen fest. «Man bewegt sich in der Zeitgeschichte und stösst damit auch einen Erinnerungsprozess an. Vergangene Schicksale werden erneut zum Leben erweckt. Für mich ist die Vadiana durch dieses Projekt ein Lernort der Vergangenheit geworden», so Brigitte Hollenstein.
Die gesammelten Nachrufe verlangten nach Geschichten, die im Rahmen des Vereins Frauenspur Gossau recherchiert wurden. Das ging in alle möglichen Richtungen, in andere Archive und auch zu den Nachfahren. Es wurde eine Welt zu noch mehr Welten und Themen geöffnet. Die Geschichten wurden zunächst online festgehalten, bald erschienen sie auch in Buchform unter den Titeln «Frauenspuren» und «Frauenwege».